Erste Hilfe bei Unterkühlung:
So handeln Sie richtig

Unterkühlung

Unterkühlung, auch Hypothermie genannt, ist ein ernstzunehmender medizinischer Notfall, der insbesondere bei älteren Menschen häufig auftritt. Mit zunehmendem Alter nimmt die natürliche Wärmeregulation des Körpers ab, was das Risiko einer Unterkühlung erhöht. Verwirrtheit, Demenz und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit können zusätzlich dazu beitragen, dass Betroffene Kälte nicht rechtzeitig wahrnehmen oder darauf reagieren. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie eine Unterkühlung erkennen und welche Maßnahmen Sie ergreifen sollten, um Schlimmeres zu verhindern.

Was passiert bei einer Unterkühlung?

Unterkühlung tritt auf, wenn die Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius sinkt. Der Körper verliert mehr Wärme, als er produzieren kann, was die Organfunktionen und den Kreislauf erheblich beeinträchtigen kann. Besonders gefährlich ist die Unterkühlung für Senioren, da sie oft weniger Körperfett und Muskelmasse haben, was die Wärmeisolation reduziert.

Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Unterkühlungen bei älteren Menschen

Ältere Menschen sind besonders gefährdet, eine Unterkühlung zu entwickeln, da ihr Körper Wärme weniger effektiv speichert und reguliert. Dazu kommt, dass ältere Menschen, die unter Demenz leiden oder verwirrt sind, vergessen, sich entsprechend der Witterungsbedingungen zu kleiden und mit zu dünner Bekleidung auf die Straße gehen.
Mit einfachen Maßnahmen lässt sich das Risiko deutlich verringern und die Sicherheit im Alltag erhöhen:

  1. Heizung regelmäßig überprüfen:
    Stellen Sie sicher, dass die Heizungsanlage ordnungsgemäß funktioniert und eingeschaltet ist, besonders in den kalten Monaten. Eine konstante Raumtemperatur von mindestens 20 Grad Celsius hilft, Unterkühlungen zu vermeiden.
  2. Erinnerungen nutzen:
    Platzieren Sie Post-its oder Erinnerungsnotizen an Türen oder anderen gut sichtbaren Stellen. Diese können daran erinnern, vor dem Verlassen des Hauses eine dicke Jacke, Schal und Mütze anzuziehen.
  3. Sommerkleidung verstauen:
    Leichte Kleidung und Sommerjacken sollten während der kalten Jahreszeit außer Sichtweite aufbewahrt werden. Das sorgt dafür, dass automatisch zur wärmenden Kleidung gegriffen wird.

Mit diesen präventiven Maßnahmen können Sie älteren Menschen helfen, warm und sicher durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Symptome und Stadien der Unterkühlung

Die Symptome einer Unterkühlung variieren je nach Schweregrad und lassen sich in zwei Hauptstadien unterteilen:

1. Abwehrstadium (Körpertemperatur zwischen 34–37 °C)

Symptome:

  • Zittern als natürlicher Versuch des Körpers, Wärme zu erzeugen
  • Bewegungsdrang
  • Blasse, kalte Haut
  • Mögliche Verwirrtheit
  • Beschleunigter Puls

2. Erschöpfungs- und Lähmungsstadium (Körpertemperatur <34°C / <27°C)

Symptome:

  • Kein Zittern mehr– zunehmende Muskelstarre, Steifheit
  • Bewusstseinsstörungen oder Bewusstlosigkeit.
  • Puls und Atmung verlangsamen sich. Puls ist unregelmäßig und wird schwächer
  • Blaue Lippen und Extremitäten
  • Schläfrigkeit, Somnolenz
  • Bewustlosigkeit, später Atem- & Kreislaufstillstand infolge von Herzrythmusstörungen
Pflege in häuslicher Umgebung Pflegedienst Niederrhein

Erste-Hilfe-Maßnahmen: So handeln Sie richtig

Je nach Stadium der Unterkühlung ist es wichtig, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen:

Maßnahmen im Abwehrstadium (34–37 °C):

1. Wärme sichern:

  • Betroffene in eine warme Umgebung bringen
  • Mit Decken oder Rettungsfolie bedecken (auch den Kopf)
  • Falls die Kleidung nass sein sollte, den Betroffenen vorsichtig entkleiden

2. Gezuckerte, warme, aber keine brühenden Getränke reichen:

  • Wasser, Tee oder Suppe. Keinen Alkohol Schwarztee oder Kaffee!

3. Keine schnellen Bewegungen oder starkes Reiben:

  • Das könnte den Körper zusätzlich belasten
  • Gemächliche Wiedererwärmung (z.B. Wärmflasche)

 

Maßnahmen im Erschöpfungs-/Lähmungsstadium (<34°C / <27°C):

1. Person nicht bewegen:

  • Jede Bewegung kann kaltes Blut in den Körperkern zurückfließen lassen
  • Person darf nicht mehr entkleidet werden (z.B. bei nasser Kleidung)!

2. Rettungsdienst alarmieren (112):

  • Unterkühlung in diesem Stadium ist lebensgefährlich

3. Wärme stabilisieren:

  • Rettungsdecke verwenden (goldene Seite außen) und nur passiv aufwärmen
  • Keine Aufwärmmaßnahmen unternehmen
4. Vitalzeichen kontrollieren & gegebenenfalls Maßnahmen einleiten:
  • Wenn bewusstlos: Person in die stabile Seitenlage bringen
  • Wenn keine Atmung mehr vorhanden: Herz-Lungen-Wiederbelegung
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Gefährliche Komplikationen: Afterdrop und Bergungstod

Eine schwerwiegende Komplikation bei der Behandlung von Unterkühlung ist der sogenannte Afterdrop. Dieses Phänomen beschreibt den weiteren Abfall der Körperkerntemperatur, nachdem die Person bereits gewärmt wurde. Bei einer Unterkühlung versucht der Körper ein weiteres Absinken der Körpertemperatur zu verhindern, in dem er die Durchblutung mit warmem Blut auf die überlebenswichtigen Organe, den sogenannten Körperkern konzentriert, während die Temperatur der Körperschale (Haut, Arme, Beine) weiter absinkt. Ist der Temperaturunterschied zu groß, kann es beim Aufwärmen zum Temperaturausgleich kommen, bei dem kaltes Blut aus den Extremitäten in den Körperkern zurückfließen und dabei die Körperkerntemperatur weiter absenkt (Afterdrop). Dabei kann es zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen und/oder zum Erliegen jeglicher Herz-Kreislauftätigkeit kommen.

Gefahr des Bergungstods: Durch den Afterdrop können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen entstehen, die im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen. Außerdem  befinden sich Betroffene bei Unterkühlung in einer starken Stresslage; Adrenalin und Cortisol halten die lebenswichtigen Funktionen stabil. Nach der Erstversorgung fällt dieser Stressmechanismus abrupt weg – der Brutkreislauf kann infolgedessen zusammenbrechen und eine vermeintlich gerettete Person, die über längere Zeit in kalter Umgebung überlebt hat, kann Minuten nach der Rettung plötzlich sterben. 

Bergungstod vermeiden:

  • Vermeiden Sie starke Bewegungen oder Reibungen auf der Haut.
  • Wärmen Sie nur langsam und kontrolliert auf
  • Bei Verdacht auf schwere Unterkühlung, holen Sie immer medizinische Hilfe und wählen Sie die 112
APN Rees Grundpflege anziehen
Zusammenfassung:

Ihre Checkliste für Erste Hilfe bei Unterkühlung

  • Schützen Sie die Person vor weiterer Kälte.
  • Langsam und vorsichtig wärmen, ohne Bewegung.
  • Warme Getränke reichen, falls die Person ansprechbar ist.
  • Sofort den Rettungsdienst (112) rufen, wenn Symptome schwerwiegend sind.
  • Auf Komplikationen wie Afterdrop achten.

Unterkühlung ist ein medizinischer Notfall, bei dem schnelles und richtiges Handeln Leben retten kann. Mit der richtigen Vorbereitung und dem Wissen um die Anzeichen können Sie Betroffenen effektiv helfen.

Weitere Informationen zur ersten Hilfe

Weiterführende Informationen und Quellen zum Thema Unterkühlung:
DLRG.de

 

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